Von Oberstdorf nach Mals im Vinschgau

Watles (2.555 m) in der Sesvennagruppe

Anfang Juli 2024 habe ich eine 10-tägige Alpenüberquerung mit Start in Oberstdorf und mit Ziel in Mals im Vinschgau unternommen. Den Streckenverlauf hatte ich mit komoot geplant, Übernachtungen waren gebucht bzw. reserviert. Auf die Idee zu dieser Möglichkeit einer Überquerung bin ich letztlich über den Mountainbike Alpencross auf der Joe-Route gekommen. Diese Route führt von Oberstdorf bis zum Gardasee, mir sollte Mals im Vinschgau als Endpunkt genügen. Diese Joe-Route führt in ihrem nördlichen Teil über Schrofenpass, Neue Heilbronner Hütte, Fimberpass und Uinaschlucht ins Vinschgau. Abweichend zu der Fahrroute der Mountainbiker habe ich aber als Wanderer die oben genannten Punkte auf anderen Wegen erreicht. Geplant waren diese Etappen :

Tag 1    Oberstdorf --> Kemptner Hütte
Tag 2    Kemptner Hütte --> Heilbronner Weg --> Rappenseehütte
Tag 3    Rappenseehütte --> Schrofenpass --> Warth --> Stuttgarter Hütte
Tag 4    Stuttgarter Hütte --> Ulmer Hütte --> Arlbergpass --> Kaltenberghütte
Tag 5    Kaltenberghütte --> Konstanzer Hütte --> Neue Heilbronner Hütte
Tag 6    Neue Heilbronner Hütte --> Zeinisjoch --> Madlerer Haus (Bieler Höhe)
Tag 7    Madlerer Haus --> Jamtalhütte --> Heidelberger Hütte
Tag 8    Heidelberger Hütte --> Fimberpass --> Camping Sur En
Tag 9    Camping Sur En --> Uinaschlucht --> Sesvennahütte
Tag 10  Sesvennahütte --> Mals

In den Bergen lag noch sehr viel Schnee, damit hatte ich nicht gerechnet. Gleich am zweiten Tag musste ich diesem Umstand Tribut zollen. Wegen des zweifelhaften und nebligen Wetters wollte ich statt des Heilbronner Weges mein Tagesziel Rappenseehütte über Mädelejoch, Roßgumpenalm und Kleine Steinscharte erreichen. Das misslang gründlich, da Weg und Markierungen zur Kleinen Steinscharte irgendwann unter einer geschlossenen Schneedecke verschwunden waren und ich keine Spuren im Schnee erkennen konnte. Also zurück zur Roßgumpenalm und von dort nach Holzgau, wo ich mir in der Pension Knitel ein Zimmer nahm.

Tag 3 startete dann mit einer im Voraus nicht geplanten Busfahrt von Holzgau nach Warth, um von dort, meinem Plan folgend, den Aufstieg zur Stuttgarter Hütte zu starten. Dort angekommen erfuhr ich vom Hüttenwart, dass mein Weg über die Rauhekopfscharte (große Schneefelder, aber mit Spuren) von der Bergwacht noch nicht freigegeben sei und ich da nicht hätte laufen dürfen. Diese Verbote waren aber nur an den Seilbahnstationen angeschlagen, und da war ich ja nicht vorbeigekommen. Inzwischen vorsichtig geworden erkundigte ich mich über den Zustand des Übergangs von der Stuttgarter Hütte zur Ulmer Hütte : nicht freigegeben. So blieb mir dann am vierten Tag nur der Abstieg nach Zürs, weiter über den Flexenpass nach Stuben und von dort hoch zur Kaltenberghütte.

Auch bei den Tageszielen Neue Heilbronner Hütte und Madlener Haus gelang die Wanderung auf den geplanten Routen nicht. Statt über die Jöcher zu steigen bin ich “unten rum“ gegangen. Schade zwar, aber noch eine Umkehr wie an Tag zwei wollte ich nicht riskieren und habe deshalb die Jöcher erst gar nicht versucht.

War es bislang weitestgehend trocken, teilweise sonnig, so empfing mich Tag 7 mit kräftigem Regen von der Sorte “hört so schnell nicht auf“. Gepaart mit den relativ hoch gelegenen Übergängen Getschnerscharte (2.839 m) und Kronenjoch (2.974 m) und der Frage : wieviel Schnee erwartet mich dort oben, geht das überhaupt ? fiel mir die Entscheidung nicht so schwer, mit dem Bus von der Bieler Höhe nach Ischgl zu fahren und vor dort den üblichen Zustieg zur Heidelberger Hütte zu wählen. Kurz vor dem Erreichen der Hütte hat dann auch der Regen aufgehört. Als Übernachtungsgäste hier oben waren übrigens die MTB-Fahrerinnen und -Fahrer im Verhältnis zu den Fußgängern in der Überzahl.

Die letzten beiden Tage über den Fimberpass mit dem Abstieg nach Sur En im Inntal wie auch der Übergang von dort zur Sesvennahütte verliefen dann bei schönem und sonnigem Wetter nach Plan. Die Begehung der Uinaschlucht wäre vor zwei Tagen wegen des Wetters nicht möglich gewesen, aber heute, an Tag 9, war es kein Problem. Diese relativ kurze Etappe hätte ich auch mit einem Abstieg nach Mals beenden können, aber ich wollte ein letztes Mal auf einer Hütte übernachten.

In Mals habe ich im FinKa-Hostel übernachtet, das kann ich empfehlen. Für die Heimreise bin ich anderntags mit dem Bus für kleines Geld von Mals ohne Umstieg nach Landeck gefahren. Dann ging es mit der Bahn weiter nach Innsbruck, von dort über Scharnitz, Garmisch-Partenkirchen, München zurück nach Würzburg.

Was ich rückblickend anders machen würde : die Etappe Madlener Haus – Heidelberger Hütte teilen und auf der Jamtalhütte zusätzlich eine Übernachtung einplanen. Wer diese Überschreitung nachlaufen möchte, der sollte sich auch überlegen, ob nicht August oder September die bessere Jahreszeit ist.

Bilder :

Watles (Titel), Rauhekopfscharte und Aussicht von Frank Beutel

Uinaschlucht von modiandi auf pixabay