Vier Bergbündler mit dem Radl auf Hannibals Spuren

Vier Bergbündler mit dem Radl auf Hannibals Spuren Gunnar Goldfuss / Norbert Schmitt / Hermann Waigandt / Georg Zang Oberstdorf – Riva del Garda 478 km / 13780 hm Tagebuch eines unvergesslichen Erlebnisses

Tag 1: Obertsdorf (D) – Konstanzer Hütte (AUT) 65 km / 1950 hm Start kurz nach 11 Uhr am Hauptbahnhof. Haben erst beim zweiten Anlauf das richtige Tal Richtung Fellhornbahn erwischt. Nach einer kurzen Rast bei Kasbrot und alkoholfreien Weißbier machten wir uns auf den Weg zum Schrofenpass . Nach einem knackigen Anstieg von streckenweise 17 – 19% Steigung erwarteten uns Klettersteige sowie sehr steile und schmale Pfade wo man sein Radl nur tragen oder schieben konnte. Die Abfahrt nach Werth / Lech war zu 2/3 nicht fahrbar.

Weiter ging es über Flexenpass, durch die Geisterstadt Zürs und Arlbergpass mit insgesamt 700 hm. Nach einer rasanten Abfahrt mit Spitzengeschwindigkeit von 74 km/h ging es von St. Anton über nochmal 300 hm zur Konstanzer Hütte.

Tag 2 : Konstanzer Hütte (AUT) – Heidelberger Hütte (CH) 53 km / 1580 hm Start 08:15 Uhr an der Konstanzer Hütte mit Zwischenziel Heilbronner Hütte. Leider war nur die Hälfte fahrbar. Das Mittelstück mussten wir wieder tragen und schieben. Kurze Rast an der Heilbronner Hütte. Anschließende Abfahrt zum Kopserstausee.Über Galtür ging es im Tal nach Ischgl. Für Hermann gab es eine Regenhose und anschl. für alle ein leckeres Mittagessen. Gut gestärkt machten wir uns dann an den brettharten Anstieg zur Mittelstation Fimperpass bei durchschnittlich 17% Steigung. Über die Bodenalpe erreichten wir gegen 16 Uhr die Heidelberger Hütte.

Tag 3 : Heidelberger Hütte (CH) – Santa Maria (CH) 68 km / 2050 hm Start 07:15 Uhr an der Heidelberger Hütte mit Schiebe- und Tragepassagen übern Fimperpass. Im oberen Drittel kamen unsere Regenhosen zum Einsatz. Die Abfahrt nach Zuort war zwar im oberen Bereich nicht fahrbar, dafür war der Rest gespickt mit Traumtrails bis Sur En. Am Campingplatz legten wir eine kurze Rast ein um uns für die legendäre Val d´Uinaschlucht zu stärken. Der Einstieg in die Schlucht war größtenteils fahrbar, im oberen Bereich wieder schieben und tragen angesagt. So konnten wir das unglaubliche Panorama und die unbeschreiblichen Eindrücke besser wahrnehmen. Übern Schlinigpass fuhren wir weiter zu einer kleinen Rast an der Sesvenna Hütte. Der Weg nach Burgeis begann mit einer steilen Schotterabfahrt und endete mit einem spektakulären Schlauchplatzer von Georg bei dem auch der Reifen beschädigt wurde. Dank der perfekten Arbeit des Mechanikerteam Gunnar/Norbert ging es zügig ins nächste Radlgeschäft um für Georg einen neuen „Racing Ralph“ zu kaufen. Gunnar hat dabei die erste Gelateria endeckt . . . . !! Nach nochmal 450 hm erwischten wir in Santa Maria ein Bikerhotel mit Spitzenessen, Vier-Mann-Zimmer und Waschservice für die stinkigen Klamotten.

Tag 4 : Santa Maria (CH) – Bormio (ITA) 62 km / 1950 hm Start 08:00 Uhr in Santa Maria. Gleich gings 400 hm rauf ins Val Müstair und weitere 400 hm ins Val Mora. Weiter übern Lago di Fraele-Stausee zur Alpi Sella. Nach der Abfahrt zum Lago di Livigno war der Passo Trela nur schwer zu bezwingen. Wir trugen und schoben uns bis zur Erschöpfung. Die Abfahrt nach Bormio, größtenteils über Trails, war von Gewitter und Hagel bekleidet. Unsere Unterkunft Alpergo Stelvio war zwar nur untere Mittelklasse, dafür entschädigte das Essen in der benachbarten Pizzeria für alles. <

Tag 5 : Bormio (ITA) – Dimaro (ITA) 84 km / 2000 hm Start Punkt 08:00 Uhr mit Glockenschlag in Bormio. Über St. Cristina ging es an den Anstieg des Passo di Gavia mit 25, 5 km und 1400 hm. Anschließende Abfahrt mit 1000 hm Richtung Pezzo. Wir mussten durch einen Autotunnel der nicht beleuchtet war. Null Sicht und keine Ahnung was auf uns zu kommt. Gott sei Dank ist nichts passiert. Das Mittagessen am Passo Tonale mussten wir uns mit knackigen 350 hm nochmal hart erarbeiten. Übers Val di Sole ging es bei Regenschauer nur noch bergab. Dimaro als Übernachtungsort wurde beschlossen. Gunnar unsere „Eisdielensuchmaschine“ wurde auch gleich fündig. Da bei uns das Verlangen nach Gelati riesengross war, wurde gleich die Erste angesteuert. Das Touristikzentrum hat uns ein Sporthotel vom Feinsten empfohlen. Abendessen mit Pizza und Pasta. <

Tag 6 : Dimaro (ITA) – Creto (ITA) 84 km / 2050 hm - Königsetappe - Start erst um 08:30 Uhr in Dimaro, da die Radlklamotten von Georg verschwunden waren. Gleich der erste Anstieg hatte es mit 700 hm in sich und brachte uns in den Nobelskiort Madonna di Campiglio. Nach Cappuchino und Gelati ging es über schöne Ziehwege und 300 hm an einen See. Dort war eigentlich Mittagessen geplant, doch zum Entsetzen von Norbert und Hermann war die Hütte nicht bewirtschaftet. Die letzten Kräfte wurden nochmal mobilisiert um 500 hm mit schieben auf den Passo Bregen d´Ors zurückzulegen. Die Abfahrt nach Malgo Morlina wurde von zwei Stürtzen überschattet. Den von „Abfahrtsspezialist“ Gunnar hat leider nur Georg mitbekommen. Er wurde angeblich vom eigenen Bike begraben. Hermann wollte während der Fahrt seinen Dämpfer umstellen, da dies meistens nicht klappt, hat es auch ihn geschmissen. Beide kamen mit leichten Schürfwunden davon. Mittagessen in der Rifugio Brenta. Nach einem kurzen „Ausrutscher“ Richtung Stenico nahmen wir Kurs auf Tione. Danach nochmal 250 hm mit Zielort Creto. Mitten im Ort entdeckten wir zufällig ein unscheinbares Hotel das von außen wie eine Bar aussah. Bei Besichtigung der Zimmer waren wir dann angenehm überrascht. <

Letzter Tag : Creto (ITA) – Riva del Garda (ITA) 62 km / 2200 hm Start um 07:30 Uhr in Creto. Die Übernachtung war zwar ohne Frühstück, doch in der Bar gab es leckeren „Cappucho“ mit ofenfrischen Croissants. Der Einstieg zum Passo di Rango mit 800 hm wurde beim zweiten Anlauf gefunden. Die Abfahrt nach Tiarno di Sopra mußten wir im oberen Drittel noch schieben, der Rest war gut fahrbar. Im Ort belagerten Georg und Hermann zum zweiten Mal die Kloschüssel. <

Für ein Mittagessen war es noch zu früh, so wurden zumindest noch einmal vier leckere „Cappucho“ getrunken.Der Tremalzo lag vor uns und musste bezwungen werden. Bis zur Rifugio Garda mussten wir 920 hm. Oben gab es Spinatspaghetti als Belohnung. Danach nochmal ein kurzer knackiger Anstieg mit 200 hm zum Tremalzotunnel. Am Ausgang des Tunnels, Richtung Riva, begann eine andere Welt. Ewig lange Schotterserpentinen aus dem ersten Weltkrieg !! bis zum Passo Nota, Trail, Trails und nochmal Trails bis zum Passo Roccetta sowie unbeschreibliche Eindrücke und Aussichten auf den Lago di Garda. Auf der Abfahrt über den Passo Guil nach Pregasina musste noch der Schlauch von Norbert gewechselt werden. <

Die letzten Kilometer der alten Ponalestraße waren eine einzige Thriumphfahrt. Überglücklich erreichten wir nach 7 Tagen, 478 km und 13780 hm Riva del Garda.